Nachwuchs18.01.2023

Das NLZ im Fokus: Ein Interview mit Marc Stein und Norbert Stippel

Nicht nur die 1. Mannschaft, auch die Jugendmannschaften sind seit einigen Tagen in der Wintervorbereitung. In den vergangenen Jahren wurde die Verzahnung zwischen dem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und den Profis vorangetrieben. Das NLZ der Stuttgarter Kickers besteht bald seit zehn Jahren, Grund genug sich gemeinsam mit Norbert Stippel, sportlicher Leiter des NLZs und Marc Stein, Sportdirektor der Stuttgarter Kickers zusammenzusetzen.

Schauen wir gleich zu Beginn auf die aktuelle Situation, wie das NLZ mit der ersten Mannschaft verbunden ist.
Marc Stein:
„Wir sind der einzige Oberligist in Deutschland, der ein NLZ hat. Das ist alles andere als selbstverständlich und eine großartige Leistung aller Beteiligten. Und es zeigt natürlich auch, welche Bedeutung die Nachwuchsarbeit bei uns besitzt. Die Basis ist also schon mal sehr, sehr gut. Nun muss es unser Ziel sein, noch mehr eigene Talente in unser Stadion zu bringen und in die erste Mannschaft zu Integrieren. Dafür ist es wichtig, noch individueller auf die jungen Spieler einzugehen und Sie noch intensiver auf ihrem Weg zu begleiten! Ein ganz wichtiger Punkt ist natürlich auch die Verzahnung zwischen NLZ und erster Mannschaft.“
Norbert Stippel: „Und genau diese Verzahnung der 1. Mannschaft mit dem NLZ ist perfekt. Der Austausch mit dem Sport, in dem Fall mit Dir Marc, ist enorm wichtig. Wir sind auf dem richtigen Weg, damit der Profibereich auf die Jugendarbeit aufbauen kann. Das Ganze ist zurzeit auch dadurch etwas begünstigt, dass die erste Mannschaft nicht in einer Bundesliga spielt. Eine gute Idee vom Sport war außerdem, dass die Trainer der U19 und U17 in den Trainerstab der 1. Mannschaft zu integrieren wurden. Wir profitierten von Mustafa Ünal und Yannick Dreyer im hohen Maße und sie unterstützen uns auch jetzt noch, wo sie nur können.“

Wie wird unser Leitgedanke „Talent ins Stadion“ im sportlichen Alltag gelebt?
Nobert Stippel:
„Zum ersten finde ich den von unserem Geschäftsführer Matthias Becher initiierten Leitgedanken richtig gut und passend und vor allem auch von den Trainern gut umgesetzt. Viele Spieler der U19 trainieren immer wieder bei der 1.Mannschaft mit und sind dem Stadion schon sehr nahe und die jüngeren Spieler haben bei fast jedem Training das GAZi-Stadion auf der Waldau vor ihren Augen.“
Marc Stein: „Wir wollen Spieler entwickeln, die in der ersten Mannschaft zu festen Größen werden, zu Identifikationsfiguren. Das tut einem Verein einfach gut. Ein wichtiger Punkt neben dem engen Austausch zwischen den Trainern ist, wie Norbert gerade gesagt hat, dass wir unseren Talenten weiterhin die Möglichkeit geben auch immer wieder mit der ersten Mannschaft zu trainieren. Dann sehen wir, wie weit die Spieler schon sind und woran sie noch arbeiten müssen. Aber wenn wir über „Talent ins Stadion“ sprechen, meint das nicht nur die NLZ-Talente wie Halim Eroglu, Oguzhan Kececi und Torben Hohloch, die bereits den Sprung in die erste Mannschaft geschafft haben, sondern auch Konrad Riehle, Marian Riedinger und David Nreca-Bisinger, die als junge Spieler zu uns direkt in die 1. Mannschaft kamen. Wir wollen sie auch weiterhin bestmöglich in ihrer Entwicklung unterstützen.“

Wie gehen wir damit um, dass in den vergangenen Saisons gute Jugendspieler die Kickers verlassen haben?
Marc Stein:
„Natürlich würde ich am liebsten jedes Top-Talent in der eigenen Profimannschaft sehen. Aber da müssen wir als Oberligist schon realistisch bleiben. Solche Wechsel wird es immer geben. Und es ist ja auch eine Auszeichnung für uns, wenn wir die Jungs so gut ausbilden, dass sie für Bundesligavereine interessant sind.“
Norbert Stippel: „Es gehört zu unserer Arbeit im NLZ der Kickers dazu, dass sich einzelne Spieler manchmal schneller entwickeln als der Verein. Darüber können wir uns freuen und sind auch sehr stolz. Stolz deshalb, dass durch unsere Arbeit die Spieler dorthin kommen und dass die großen NLZs eine schöne Ausbildungsentschädigung dafür zahlen.“

Wie können wir in der U17 und U19 den Weggang guter Jugendspieler auf fangen?
Norbert Stippel:
„Es ist jedes Jahr aufs Neue eine riesengroße Herausforderung für uns und ganz speziell für die Trainer. In der U19 haben wir mit Karlo Kuranyi (VfB), Anton Bäuerle (Bayer Leverkusen) ,Marko Mladenovic (Eintracht Frankfurt) drei Spieler verloren, die zu den Kreisen der deutschen Nationalmannschaft zählen und zusätzlich unserer Top-Offensivmann Erlind Zogjiani an Berliner AK. Eigentlich nicht zu kompensieren und trotzdem hat Yannick Dreyer wieder eine erstklassige Mannschaft in der Oberliga geformt, die die Tabellenspitze noch im Blick hat. Auch in der U17 haben wir Max Herwerth und Jannik Öttinger an den VfB verloren und vor allem Torhüter David Mitrovic an Mainz 05. Das hinterlässt ein riesengroßes Loch – vor allem in der Bundesliga-Mannschaft. Aber es ist für uns auch wichtig, dass es mit keinem Spieler Stress gab am Ende. Im Gegenteil: Sie bleiben „Blaue“ – auch wenn sie jetzt ein anderes Trikot tragen. Marko Mladenovic wurde erst am Wochenende erfolgreichster Torschütze bei einem hervorragend besetzten U19 Turnier in Göttingen. Das freut uns noch immer und ist auch ein Zeichen für die gute Arbeit im NLZ.“

Marc – wie siehst Du das? Immerhin könnten dadurch Talente für die 1. Mannschaft verschwinden.
Marc Stein:
„Wir müssen mit der Qualität dieser jungen und guten Spieler bestmöglich arbeiten und mit ihnen die Entwicklung vorantreiben. In der Sichtung und dann im täglichen Training. Wir werden es auch zukünftig nicht verhindern können, dass der eine oder andere Spieler zu einem Bundesligaclub wechselt. Aber gleichzeitig ist das ja auch ein Ansporn für die anderen Jungs – und ein Signal, dass bei den Kickers sehr gut gearbeitet wird. Das kann bei Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen ein wichtiger Faktor sein.“

Schauen wir genauer auf die Jugendmannschaften. Wie stehen gerade die U17 und U16 da?
Norbert Stippel:
„Die U17 kämpft in der Bundesliga um den Klassenverbleib. Es wird bei sechs Absteigern sehr schwer, ist aber noch zu realisieren. Für uns Kickers ist und muss ein Platz in einer Bundesliga immer als etwas außergewöhnliches angesehen werden und niemals als normal. Die U16 macht ihre Sache sehr gut, da sie meist gegen ein Jahr ältere Mannschaften spielen muss und diese Aufgaben oft mit Bravour löst. Sie macht uns große Freude.“
Marc Stein: „Ich würde da sogar schon etwas früher ansetzen wollen. Wir haben mit Max Füssenhäuser und Harun Gülcan bereits in der U14 und U15 hauptamtliche Trainer, um unsere Talente bestmöglich in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Wir haben auch dort schon eine stabile Basis, die ja schon vor der U14 beginnt und Dir Norbert, als Leiter des NLZs optimal gestaltet wird. Ab der U16 lässt sich dann die weitere Entwicklung einigermaßen seriös beurteilen. Da ist es unser Ziel, dass bis zur U19 kein eigenes Talent übersehen wird. Dabei ist der enge Austausch zwischen den einzelnen Verantwortlichen mitentscheidend.“

Mit Porsche haben wir einen wichtigen Partner im Jugendbereich an der Seite. Wie grundlegend ist so eine konstante Partnerschaft?
Marc Stein:
„Porsche ist für uns ein absoluter Glücksfall! So einen Partner zu haben, ist natürlich elementar und gar nicht hoch genug zu bewerten. Unser Leitgedanke „Talent ins Stadion“ wäre ohne Porsche nicht möglich. Nur dank eines solch starken Partners können wir die dafür notwendigen Voraussetzungen schaffen.“
Norbert Stippel: „Vollkommen richtig. Ich kann da nicht nur für die Trainer, Spieler und deren Familien, sondern auch für mich sprechen. Porsche ist einfach eine Marke die fast jeder Mensch, ob groß oder klein, kennt. Jeder würde gerne mit einem Auto dieser Marke einmal fahren. Wir dürfen uns mit dem Logo dieser Marke schmücken und werden auch durch ganz tolle Aktionen noch zusätzlich unterstützt. Der Porsche Cup ist ein wundervolles Ereignis, genauso wie der Porsche Award, wo Spieler für besondere Leistungen (u.a. Sozialverhalten) geehrt werden. Ich bin stets fasziniert. Aber auch alle anderen Förderer und Sponsoren des NLZ gilt es herzlichst zu danken. Ohne sie gäbe es keine NLZ mehr in Degerloch.“

Im Februar geht es mit der U17, U19 und 1. Mannschaft ins Trainingslager. Was ist der Hintergedanke gemeinsam diese Zeit zu verbringen?
Marc Stein:
„Wir wollen hier nicht nur von der Kickers-Familie sprechen, sondern das Konzept auch leben. Ich glaube, es gibt nicht viele Vereine, wo es so etwas gibt. So rückt der ganze Verein enger zusammen, man verbringt Zeit miteinander, kommt in den Austausch und schafft automatisch eine Verbindung zueinander. Für die Talente ist das auch noch mal ein großer Motivationsschub.“

Also ist es vor allem für die beiden Jugendmannschaften was besonders?
Norbert Stippel:
„Das ist natürlich ein Unternehmen, um das wir von vielen NLZs und auch anderen Teams sehr beneidet werden. Schon ein bisschen Profi-Luft schnuppern. Optimalen Trainingsbedingungen für den Saisonstart und dann gemeinsame Tage mit der 1. Mannschaft. Sowas erleben die Jungen nicht so oft, das stärkt den Teamspirits ungemein. Ein besonderer Dank gilt dabei Präsidiumsmitglied Holger Schäfer, ohne dessen Engagement diese Trainingslager nie möglich gewesen wäre.“

Vielen Dank an Beide für das Gespräch und spätestens im Februar im Trainingslager geht es in die zweite Gesprächshälfte.

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