Nachwuchs18.04.2024

Alle Zeit der Welt

Am 13. April 2024 hat Marko Mladenović, ehemaliger Jugendspieler der Stuttgarter Kickers, überraschend seine Bundesliga-Premiere für Eintracht Frankfurt gefeiert – ausgerechnet in Stuttgart beim VfB. Die Geschichte zeigt einmal mehr, wie erfolgreich das Nachwuchsleistungszentrum der Blauen ist.
Es ist schon lange bekannt, dass Mario Götze in der Lage ist, das Leben von Menschen vom einen auf den nächsten Moment auf den Kopf zu stellen. Sein Wechsel zu Bayern München sorgte vor vielen Jahren schließlich für viel Frust bei den Anhängern von Borussia Dortmund. Und dann ist da noch Götzes Tor zum WM-Titel für Deutschland, das wiederum eine ganze Nation in Ekstase versetzte. Marko Mladenović wurde kürzlich auch in einen ekstatischen Zustand versetzt – und auch hierfür ist Mario Götze verantwortlich. Wenn auch eher unfreiwillig.

Mario Götze fällt aus – Marko Mladenović feiert Bundesliga-Debüt

Am 13. April, dem Tag des Bundesligaspiels von Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart, erschien Götze mit geschwollenen Augen morgens beim Frühstück und teilte mit, dass er nicht spielen könne. Bindehautentzündung lautete die Diagnose. Dino Toppmöller, Trainer des hessischen Bundesligisten musste demnach handeln – und nominierte Marko Mladenović , 19 Jahre jung und U19-Spieler der Eintracht, nach. Erstmalig stand Mladenović somit im Kader des Bundesligateams. Doch nicht nur das: In der 85. Minute wurde er für Makoto Hasebe eingewechselt und feierte in Stuttgart vor 60.000 Zuschauern seine Premiere.

„Die Einwechslung war ein unbeschreiblicher Moment für mich. Jahrelang habe ich darauf hingearbeitet und auf einiges verzichten müssen“, erzählt Mladenović im Rückblick. Es musste alles total schnell gehen. Eigentlich hatte sich Mladenović in der Vorbereitung auf ein U19-Spiel gegen den FSV Mainz 05 befunden. Doch 45 Minuten vor Anpfiff der Partie kam der Anruf. Dann hieß es Koffer packen.

Ungewöhnlich lange in der Kickers-Jugend

Dass es zu dieser Premiere – ausgerechnet in Stuttgart – kam, macht die Geschichte für Marko Mladenović noch einzigartiger. Es handelt für ihn nicht um irgendeine Stadt. Es ist die Stadt, in der der gebürtige Nürtinger fußballerisch groß geworden ist. Jedoch nicht beim VfB, wie man vielleicht meinen könnte. Sondern bei den Stuttgarter Kickers. „Einige Freunde, darunter auch ehemalige Kickers-Mitspieler oder Schulkameraden konnten so meine Premiere im Stadion live verfolgen“, erzählt Mladenović, der von der U8 bis zur U17 in Degerloch gekickt hat und damit deutlich länger als gewöhnlich für ein so großes Talent auf der Waldau aktiv war. Zum Verständnis: Marko Mladenović, der Dino Toppmöller und den Verantwortlichen der Eintracht „dankbar“ ist für „die Chance und das Vertrauen, das sie in mich haben“, ist als Spielmacher derzeit mit 13 Toren und neun Vorlagen in der A-Jugend-Bundesliga einer der aufregendsten Spieler. Was kein Zufall ist.

Foto: Eintracht Frankfurt

Die Stuttgarter Kickers sind historisch betrachtet bekannt für ihre ausgezeichnete Jugendarbeit, sie waren bis vor kurzem der einzige Oberligist mit einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und gehören nun in den Regionalligen zu einem sehr exklusiven Kreis an Vereinen, die über ein NLZ verfügen. „Vom Talent ins Stadion“ lautet das Motto auf der Waldau. Die Liste großer Namen, die der Talentschmiede entsprungen sind, ist demnach lang. Die älteren Generationen denken an Legenden wie Jürgen Klinsmann und Guido Buchwald. Jüngere Generationen erwähnen hingegen gerne Spieler wie Nico Schlotterbeck, heute bei Borussia Dortmund, oder Kevin Sessa, der kürzlich für den 1. FC Heidenheim den deutschen Rekordmeister FC Bayern mit einem Tor ärgerte.

Drei ehemalige Kickers-Talente auf dem Sprung zum Bundesliga-Profi?

Was Spieler wie Sessa oder Schlotterbeck von Marko Mladenović unterscheidet, ist jedoch, dass sie nicht über einen vergleichbar langen Zeitraum bei den Blauen spielten. Zu schnell locken Talentspäher mittlerweile die großen Talente in den Dunstkreis der großen Erstligaclubs. Geschichten wie die von Mladenovic sind deshalb so besonders und freuen die Verantwortlichen der Kickers umso mehr.

„Wir haben hier sehr fleißige Trainer, uns allen ist das Herz am Samstag aufgegangen“, erzählt Norbert Stippel, Leiter des Kickers-Nachwuchsleistungszentrums. „Solche Momente sind Sternstunden für uns, ich bin vor dem Fernseher herumgesprungen.“ Sternstunden, die sich bald wiederholen könnten. Denn die Kickers bilden auch aktuell Talente mit Ambitionen für eine Profikarriere aus. Zu den letzten prominenten Abgängen gehört Max Herwerth, vor einigen Monaten U17-Weltmeister geworden, und heute beim VfB Stuttgart. Oder Anton Bäuerle, der beim frisch gebackenen deutschen Meister Bayer Leverkusen schon Profiluft im Training von Xabi Alonso schnuppern durfte.

Mladenovic der nächste Prömel?

Doch was macht die Kickers hier so erfolgreich? „Bei uns kann man sich mit etwas weniger Druck entwickeln“, sagt Stippel. „Marko hat nie Jahrgänge übersprungen und sich alle Zeit gelassen, die nötig war. Auch sein Umfeld war stets sehr entspannt.“ Das Schöne für die Kickers: Niemand geringeres als Mladenović war es, der die U17 der Kickers 2022 mit vielen entscheidenden Toren in der Bundesliga hielt und somit dafür sorgte, dass der damalige Oberligist seine NLZ-Lizenz behielt. Eine Win-Win-Situation.

Wie es mit Marko Mladenović nun weitergeht? Womöglich schreibt er ja eine ähnliche Geschichte wie Grischa Prömel, mittlerweile Profi bei der TSG Hoffenheim. Prömel spielte einst von 2009 bis 2013 bei den Kickers und wechselte ebenfalls vergleichsweise spät in die Jugend der Hoffenheimer, wo kein Geringerer als der deutsche Nationaltrainer Julian Nagelsmann sein Trainer war. Eine weitere Parallele: Beide spielten nie für den VfB Stuttgart. Einziger Unterschied: Seine Profi-Premiere feierte Prömel nicht in Stuttgart – dafür traf er in der Bundesliga-Hinrunde in der MHP-Arena. Wer weiß, vielleicht gelingt das Marko Mladenović ja auch noch irgendwann.

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