Mitgliederversammlung 2025: Sportlicher Umbruch, wirtschaftliche Konsolidierung und klare Bekenntnisse zur Zukunft
Der SV Stuttgarter Kickers e.V. hat am vergangenen Donnerstag seine ordentliche Mitgliederversammlung abgehalten. Bereits zu Beginn verwies Stadionsprecher Daniel Räuchle auf das laufende Crowdfunding für das Nachwuchsleistungszentrum, bevor die sportlich Verantwortlichen den Auftakt auf der Bühne gestalteten.
Sportlicher Auftakt
Trainer Marco Wildersinn und Kapitän Lukas Kiefer beantworteten Fragen zur aktuellen sportlichen Situation. Nach einem tiefgreifenden Kaderumbruch im Sommer – zwölf Abgänge und neun Zugänge – stellen die Kickers eine der jüngsten Mannschaften der Liga, mit derzeit neun Eigengewächsen im Kader. Mit Rang 12 in der Tabelle stehen die Blauen aktuell hinter den Erwartungen. Beide betonten: „Mit der aktuellen sportlichen Situation sind wir natürlich nicht zufrieden.“
Nach den Geburtstagsglückwünschen und der Totenehrung eröffnete Versammlungsleiter Hermann Mäurle die Versammlung und übergab an Präsident Prof. Dr. Rainer Lorz, der offiziell den Berichtsblock startete.
Bericht des Präsidenten: Kritische Analyse und neuer Kurs für die Zukunft
Der Präsident ging zunächst auf die sportliche Entwicklung der vergangenen Monate ein und ordnete sie ein: Die Kickers hatten nach der Vorsaison versucht, den so knapp verpassten Aufstieg mit Investitionen in erfahrene Spieler zu kompensieren – eine Entscheidung, die sich rückblickend als Fehler erwies. „Wir wollten zu viel zu schnell – oder zu schnell zu viel“, sagte Rainer Lorz.
Die sportlichen und wirtschaftlichen Folgen dieses Ansatzes sind spürbar. Deshalb entschied man sich im Sommer bewusst für eine nachhaltige Neuausrichtung mit folgenden Inhalten und Zielen:
Den bisherigen Verlauf der Saison ordnete der Präsident trotz des unzufriedenstellenden Verlaufs bisher entsprechend ein: Nach 18 Spieltagen liege die Mannschaft nur knapp hinter der Vorjahrespunktzahl – trotz der genannten Faktoren und dem Verletzungspech auf Schlüsselpositionen.
Finanzen: Kurzfristige Belastung – langfristige Entlastung
Die Finanzlage präsentierte Präsidiumsmitglied Elke Kaiser. Die Saison 2024/25 schließt mit einem Jahresfehlbetrag von rund 471.000 Euro ab, der Bilanzverlust beträgt nach Abzug des Verlustanteils der Genussrechte rund 238.000 Euro.
Ursächlich hierfür sind nach ihrem Vortrag insbesondere:
Gleichzeitig stiegen die Erträge auf insgesamt 7,7 Mio. Euro, u. a. durch:
Für die kommenden Jahre ist eine deutliche Entlastung der Kaderkosten bereits eingeleitet. Der Kader soll aber trotzdem konkurrenzfähig bleiben und künftig wieder mehr finanziellen Spielraum bieten wird.
Heimat, Stadion und Infrastruktur
Eine der zentralen Passagen des Berichts widmete Präsident Lorz der Heimat des Vereins: Degerloch und dem GAZi-Stadion auf der Waldau. Er betonte, dass die Wurzeln der Kickers in Degerloch sind und dass dies unverrückbar sei. Seit Jahren setze sich der Verein für Degerloch ein und gerade in der heutigen Zeit seien Wurzeln und Identität immer wichtiger. Im Profifußball werde derzeit sehr viel verkauft – aber die Heimat sei unverkäuflich.
Berichte aus den Ressorts
Gemäß der Tagesordnung folgten die Berichte der weiteren Zuständigen:
Würdigung von Partnern und Unterstützern
Präsident Rainer Lorz wie auch Holger Schäfer dankten zudem den langjährigen Partnern, insbesondere MHP (seit 2015, längster Sponsor auf dem Trikot in der Kickers-Historie) und GAZi. Außerdem wurde exklusiv die Partnerschaft mit der Fa. GP Joule als neuem Premiumpartner ab dem 1. Januar 2026 verkündet. Besondere persönliche Dankesworte richtete Rainer Lorz an Günter Daiss, Ralf Hofmann und Alexander Lehmann.
Präsident Rainer Lorz zur eigenen Zukunft
Ein wichtiger Punkt: Rainer Lorz erklärte, dass er – entgegen einer früheren Ankündigung – auf Wunsch des Aufsichtsrats und aufgrund seiner geänderten persönlichen Situation seine Amtsperiode doch vollständig fortführen wird. Ein Wechsel an der Vereinsspitze soll erst erfolgen, wenn der Zeitpunkt dafür optimal ist. Die Mitglieder dankten es mit lautstarkem und anhaltendem Beifall.
Aussprache und Abstimmungen
Nach der Möglichkeit zur offenen Aussprache erfolgte die Entlastung von Präsidium und Aufsichtsrat mit großer Mehrheit. Über die Satzungsänderungen und die Anpassung der Mitgliedsbeiträge wurde ebenfalls abgestimmt. Präsidiumsmitglied Steffen Müller erläuterte die Hintergründe zur Beitragsanpassung und führte Argumente wie die Inflation und die Kostensteigerung im Vereinsbetrieb auf. Die vorgeschlagene Anpassung der Satzung sowie des Beitrags erreichten die notwendigen Mehrheiten.
Ausblick und ambitionierte Ziele für die Zukunft
„Wir wollen vorausschauend handeln“, fasste Präsident Rainer Lorz die neue Zukunftsausrichtung zusammen. Ziel bleibe der Aufstieg in die 3. Liga – aber nur auf einer soliden Basis, ohne finanzielle Risiken, und mit einer Mannschaft, die das Fundament dafür bildet. Er betonte deshalb: „Gebt dieser jungen Mannschaft die Zeit, die sie braucht. Dann werden wir dafür belohnt werden.“
Die nächste ordentliche Mitgliederversammlung findet am 23. November 2026 statt.